Pressespiegel

Thüringer Allgemeine
06.02.08

Lebhafte Erinnerungen
an eine Straße

An die Johannesstraße in den 60er Jahren habe ich noch sehr genaue Erinnerungen: Vielen Erfurtern ist das Gasthaus "Zum Wilden Mann" bestimmt noch ein Begriff. Es stand als "Altdeutsches Speise- und Bierlokal" an der Ecke Augustinerstraße, bevor es Anfang der sechziger Jahre abgerissen wurde. Gegenüber befand sich die Fleischerei Langelotz und daneben, an den Johannesturm angebaut, ein Fotofachgeschäft. Zwischen beiden Häusern führte das mit einem Tor verschlossene Rohrgässchen zum Pfarrhaus der Kirche hinter der Hirschlache. Gern erinnere ich mich an ein besonderes Geschäft auf der Ostseite der damaligen Leninstraße. Direkt an der Straßenbahnhaltestelle befand sich die "Musikalienhandlung Hartmann". Schon 1964 bis Mitte 1965 konnte man hier die ersten Beatles-Schallplatten und Noten erwerben, doch leider nur für kurze Zeit.
Gegenüber, zwischen Gotthardtstraße und Augustinerstraße, lagen viele alteingesessene Fachgeschäfte. Ein interessantes Angebot an Literatur und Schreibwaren hielt die Papierhandlung Sahl bereit, besonders das monatliche "Mosaik". Daneben ein Lebensmittel- und Backwarengeschäft. Von kulturhistorischem Wert war die alte Einrichtung der banachbarten Löwenapotheke. Es schloss sich "Hut-Schramm" an, mit seinem besonderen Angebot an Hemden, Krawatten und Hüten. Schließlich die beliebte Parfümerie "Dufthütte". Als Kosmetikfachgeschäft führte sie damals schon Parfüme und Kosmetika französischer Markenfirmen. Wie ein Festungsturm bewacht der Johannesturm nun schon sein Jahrhunderten den Handel (hoffentlich bald wieder) und Wandel zu seinen Füßen.

Jürgen Valdeig, Erfurt

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